von Susan Garrett - Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung
Ich habe letzte Woche sechs Tage in einem Strandhaus in Los Angeles, Kalifornien, gearbeitet. In Hermosa Beach, um genau zu sein. Es war aus vielen Gründen eine phänomenale Woche. Einen Grossteil davon machten die Menschen aus, mit denen ich dort zusammen war. Seit sechs Jahren gehöre ich nun schon zu einer kleinen Mastermind-Gruppe. Wir treffen uns drei oder vier Mal im Jahr persönlich und bleiben darüber hinaus über eine E-Mail-Gruppe und über Facebook in Kontakt. Wir alle betreiben Online-Geschäfte und sind „Unternehmer aus Herzensgründen", die die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Ich bin die einzige "Hundetrainerin" in unserer Gruppe - mir scheint, dies sorgt dafür, dass die Sache für alle interessant bleibt🙂.
Wir beschlossen, während einer Woche gemeinsam ein Strandhaus zu mieten, um zusammen Freizeit zu verbringen und auch zusammen zu arbeiten, da wir danach alle zum gleichen Wochenend-Workshop gingen.
Das Essen, der Strand, die Lerngelegenheiten, das Wetter und natürlich die Gesellschaft waren einfach fantastisch, aber es gab etwas, das mich sehr nachdenklich stimmte.
Jeden Morgen, wenn wir uns zur Arbeit hinsetzten, öffneten wir die Türen, die sich zum Strand hin öffneten, um das Surferleben in unser Wohnzimmer zu bringen. Von dort, wo ich sass, konnte ich die Beach-Volleyball-Spieler sehen und die Brandung und die Leute beobachten, die auf der Strandpromenade spazieren gingen. Wenn ich einen Hund sah (oder meistens hörte), hörte ich natürlich auf zu arbeiten, um einen Blick auf ihn zu werfen... wenn man als Hundefreundin von zu Hause weg ist, macht man das natürlich, nicht wahr? Darüber hinaus ging ich zumindest einen Teil des Tages auf die Terrasse, ganz ohne Arbeit, nur um mich zu erholen und Menschen und Hunde zu beobachten.
Es war fantastisch zu sehen, wie viele Leute jeden Tag raus gingen, um ihren Hunden Auslauf zu bieten! Hunde aller Grössen, die mit ihren Leuten spazieren gingen, joggten, Rollerblades fuhren oder Rad fuhren. So cool. Ich schätze, dass ich im Laufe der Woche mindestens 100 oder mehr Hunde gesehen habe.
Was mich jedoch traurig stimmte, war, dass von diesen etwa 100 Hunden nur vielleicht 10-15 an einem flachen Halsband oder Geschirr geführt wurden. Der grosse Rest wurde an Stachelhalsbändern geführt und ein seltenes mal sah man einen Hund an einem Kettenwürger. Ich habe über die ganze Woche hinweg nicht einmal gesehen, dass ein Halti verwendet worden wäre. Darüber hinaus stellte ich fest, dass nur sehr wenige dieser Hunde in die Nähe eines anderen Hundes kommen konnten, ohne sich am Ende der Leine aggressiv gegen diesen anderen Hund zu zeigen... unabhängig davon, wie nah oder weit dieser andere Hund von ihnen entfernt war. Ich kann nicht anders, als zu glauben, dass der Trend Stachelhalsbänder zu verwenden, in direktem Zusammenhang mit dem Trend der Aggression steht, den ich beobachtet hatte.
Ich schreibe diese Zeilen mitnichten, um diese Hundebesitzer zu verurteilen. Ihr Umgang mit ihren Hunden ist einfach ein Produkt dessen, was ihnen Trainer über Hundeerziehung vermittelt haben. Ich weiss, dass es sich hierbei um ein lokales Thema handelt: es geht darum, wie die Trainer vor Ort die Hundehalter beeinflussen. Wenn man zum Beispiel die Strassen des kleinen Dorfes entlanggeht, in dem ich lebe, sieht man auch viele Hunde, die ausgeführt werden. Die überwiegende Mehrheit dieser Hunde wird an einem von folgenden drei Führmitteln ausgeführt: 1. Einem Kopfhalfter (ich würde schätzen, dass fast 50% an Haltis geführt werden). 2. Ein flaches Halsband oder 3. Ein Geschirr. Es ist äusserst selten, dass ich bei uns in Ancaster einen Hund sehe, der an einem Stachelhalsband spazieren geführt wird. Ich würde gerne glauben, dass ich einen kleinen Einfluss auf diesen Trend habe, aber zusätzlich fördert die grösste Schule in unserer Nachbarschaft die Verwendung von Haltis für alle Hunde, die bei ihnen Trainingskurse besuchen. Aufgrund derjenigen, die in dieser Gegend „Einfluss haben“, sieht man viele Haltis auf den Strassen von Ancaster.
Es liegt auf der Hand, dass die "Meinungsbildner" in der Gegend von Hermosa Beach fördern, dass die Kooperation des Hundes durch Schmerzen oder die Androhung von Schmerzen durch den Besitzer erreicht wird. Wenn du erst einmal diese Einstellung hast, wird es immer dein erster Impuls sein, zu probieren, die Kontrolle über deinen Hund zu erreichen, indem du ihn einschüchterst - ganz unabhängig davon, wie sehr du eigentlich deinen Hund liebst. Das ist nicht nur traurig für die Hunde, sondern auch traurig für die Besitzer und sie verpassen die Beziehung zueinander, die sie eigentlich haben könnten.
Lass uns nochmals über die Hunde sprechen, die sich an der Leine auf andere Hunde stürzen. Was ich beobachtete, war, dass die Person, die mit dem Hund spazieren geht, in vielen Fällen ihre eigene "Aggression" gegen den eigenen Hund beginnt, fast bevor überhaupt der Hund anfängt. Der Besitzer sieht den entgegenkommenden Hund und beginnt dann, seinen eigenen Hund zu "warnen", indem er seine Leine fester in die Hand nimmt. Der Hund wird dann vom Besitzer mit einem Ruck an der Leine mit den Vorderpfoten in die Luft gehoben und ausgeschimpft, in dem Moment (oder kurz danach), in dem das Knurren/Bellen/Losstürzen geschieht. Die strafende Konsequenz erfolgt in dem Moment, in dem der Hund den entgegenkommenden Hund wahrnimmt.
Das Zitat "Gewalt beginnt dort, wo Wissen endet" kam mir häufig in den Sinn, als ich den Umgang mit den Hunden beobachtete. Wenn ich nicht weiss, wie ich den Hund dazu bringen soll, sich auf eine von mir erwünschte Weise zu verhalten, besteht die einzige Lösung darin, den Hund zu bestrafen. Im Falle dieser Leinenaggressionen ist das Korrigieren der Aggression jedoch wie der Versuch, Feuer zu löschen, indem man Öl darauf giesst. Natürlich werden die Flammen dadurch noch grösser und heftiger. Genauso wie unsere Hunde lernen werden, mit noch mehr Intensität aggressives Verhalten zu zeigen.
Ein Hund hat einige Möglichkeiten, wie er mit uns kommunizieren kann. Ich würde gerne glauben, dass ich die Gedanken meines Hundes lesen kann, aber die Wahrheit ist, dass Hunde nur durch ihre Augen, ihre Körperhaltung einschliesslich ihrer Rute, ihre Bewegungen, ihrer Atmung, die Art und Weise, wie sie ihr Maul und ihre Ohren halten, und schliesslich durch ihre Stimme (Winseln, Jaulen, Knurren oder Bellen) mit uns kommunizieren können. Der Schlüssel zum gegenseitigen Verstehen ist, dass du die Sprache lernst, die dein Hund spricht. Wir müssen verstehen lernen, wie unsere Hunde kommunizieren.
Hunde werden oft zum Knurren/Bellen oder Lostürzen "gezwungen", weil ihre Hilfeschreie nach Unterstützung/Schutz vor dem, was ihnen Sorgen bereitet, unbemerkt geblieben sind. Knurren/Losstürzen/Bellen/Schnappen tritt auf, weil der Hund gezwungen wurde, in der Eskalationsleiter zu einer nächsten Stufe zu gehen und seine Kommunikation deutlicher zu machen. So fängt es auch an. Sobald ein Hund lernt, dass du mit ihm schimpfen und ihn dann körperlich bestrafen wirst, wenn ein anderer Hund in die Nähe kommt, wird dein Hund lernen, es zu hassen, wenn ein anderer Hund in seine Nähe kommt und er wird sein Bestes tun, um diesen anderen Hund fernzuhalten (und deshalb vermehrt Knurren/Bellen/Schnappen/Losstürzen). Wenn du deinen Hund fürs "Knurren" korrigierst, ist dies gleichbedeutend damit, dass du deinen Hund wissen lässt, dass er kein Recht hat, sich zu fürchten. Dass, wenn er Angst zeigt, du auf diese Angst mit Gewalt reagieren wirst.
So wie ich es sehe, besteht unsere Hauptaufgabe bei der Hundeerziehung darin, das Selbstvertrauen des Hundes aufzubauen. Wenn der Hund über ausreichend Selbstvertrauen verfügt, wird er in der Lage sein, sich dafür zu entscheiden, sich so zu verhalten, wie wir es uns von ihm wünschen. Stell dir vor, es gäbe keine Stachel-, Würge- oder Elektrohalsbänder. Was wäre, wenn wir, anstatt zu versuchen, einen Hund zu "zwingen", sich angemessen zu verhalten, uns darauf konzentrieren würden, das Selbstvertrauen dieses Hundes aufzubauen, so dass er sich selbst dafür entscheidet, angemessenes Verhalten zu zeigen? Wie würde das aussehen?
Zunächst einmal wäre unser Fokus beim Spaziergang auf unseren Hund gerichtet und weniger auf unsere eigenen Bedürfnisse. Anstatt den Hund zu einem 2-Meilen-Powerwalk an die Strandpromenade mitzunehmen, würden wir stattdessen folgende Möglichkeiten in Betracht ziehen:
1. Wir würden nicht denjenigen Spazierweg wählen, bei dem der Hund keine Ausweichmöglichkeit hat, wenn er Angst bekommt. Bei der Promenade, die ich vom Ferienhaus aus beobachtet hatte, gibt es auf beiden Seiten des Gehwegs 1m hohe Wände, die beim Hund den Eindruck erwecken, er sei eingeschlossen.
2. Wir würden nicht versuchen, unseren 2-Meilen-Powerwalk zu machen, sondern uns stattdessen darauf konzentrieren, zehn Minuten lang positive Erfahrungen für den Hund zu schaffen. Zehn Minuten, die dazu beitragen würden, Vertrauen zwischen dir und deinem Hund aufzubauen und gleichzeitig sein Selbstvertrauen in dieser Situation zu stärken. Am Ende der zehn Minuten (oder weniger) würdest du ein Apportier- oder Zerrspiel machen oder einfach deinem Hund den Bauch kraulen.
3. Der einzige Zweck deines Spaziergangs würde darin bestehen, dass du andere Hunde zuerst entdeckst. Jedes Mal, wenn dies der Fall ist, wirfst du eine Handvoll Leckerlis vor deinen Hund auf den Boden und wirfst dann jeweils noch weitere Leckerchen dazu, damit er seinen Kopf weiter unten hält oder sich auf dich konzentriert, bis der andere Hund vorbeigelaufen ist. Ja, dies würdest du unabhängig von der Reaktion deines Hundes auf den anderen Hund tun.
Mit der Umsetzung dieser drei Vorschläge lässt sich ein grosser Schritt dahin machen, dass dein Hund die Spaziergänge ganz anders erleben wird. Dein Hund kann lernen, sich angemessen zu verhalten, während er die Zeit beim Spaziergang mit dir genießt. Es gibt deinem Hund die Möglichkeit, den Anblick eines anderen Hundes in der Nähe nicht nur zu tolerieren, sondern möglicherweise sogar toll zu finden, während ihr zusammen spaziert.
Variante eins: dein Hund, der auf der Promenade läuft, ist aus seiner Sicht durch die beiden Wände "gefangen". Wenn er einen anderen Hund sieht, weiss er, dass er zuerst von dir ausgeschimpft wird und dann einen Ruck bekommt, bei dem sich die Metallzähne des Stachelhalsbandes in seinen Hals bohren.
Variante zwei: dein Hund hat 10-minütige-Trainingseinheiten auf einem offenen Pfad, wo er mit dir spielerische Übungen macht, so dass er seine Aufmerksamkeit auf dich richten möchte und zusätzlich bekommt er jedes Mal, wenn ein anderer Hund in die Nähe kommt, eine Handvoll seiner Lieblingsleckerchen.
Welche dieser beiden Varianten ermöglicht es dem Hund zu dem Hund zu werden, den du dir wünscht?
Ich möchte gerne glauben, dass wir als Gemeinschaft von Hundeliebhabern zu einer Welt beitragen können, in der Hunde nicht durch Schmerz oder Einschüchterungen von ihren Besitzer "kontrolliert" werden. Gemeinsam sind wir Hundeliebhaber die Antwort. Es geht darum, diejenigen auszubilden und zu inspirieren, die „Einfluss haben“, damit sie sich ein besseres Leben für die Hunde in ihrer Gemeinschaft wünschen oder damit aus dieser Gemeinschaft neue „Einflussnehmer“ aktiv werden.
#365tagedankbar Heute bin ich dankbar für euch alle, die ihr da draussen eure eigene Gemeinschaft beeinflusst, ganz gleich, ob es nur Familie oder Freunde sind. Wir können einen Unterschied machen, einen Hundebesitzer nach dem anderen. Gemeinsam sind wir die Antwort, und heute bin ich jedem von euch dankbar, der sich inspirieren lässt, ein Beispiel dafür zu sein, wie man das Vertrauen von Hunden aufbaut, in dem man ihnen Wahlmöglichkeiten bietet, sie führt und positive Konsequenzen darauf folgen lässt.
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